Banker und Versicherungsvertreter als Priester der Geld-Religion

So, wie die Kirche ihre Theologen und Priester hat, so hat auch die Ökonomie ihre Theologen und Priester, wobei die Ökonomen die Theologie bestimmen, und die Banker sich um das Seelenheil ihrer Schäfchen bemühen.

Was haben Banker und Priester gemeinsam, wie komme ich auf so etwas?

Beide haben mit dem Versprechen des Heils zu tun. Beide verkünden das Heil. Der Priester verkündet das Wort Gottes, spendet sie Sakramente, hält die Messfeiern ab, verwaltet seinen Pfarrbezirk und steht für Gespräche zur Verfügung, damit keiner vom rechten Weg abkommt. Der Banker spendet den Segen des Kredits, befüllt den Bankomaten, verwaltet seinen Kontenbereich und steht für Gespräche zur Verfügung, damit keiner vom rechten Weg abkommt.

Es sind die Heilsversprechen, die beide eint. Freilich sind die Ziele unterschiedlich, die Belohnung für den gläubigen Christenmenschen kommt erst nach dessen Tod, während der Banker die Belohnung schon für das irdische Leben bereithält. Die seelsorgerische Tätigkeit beider eint sie.

Hat jemand ein Kind bekommen, so geht er zu seinem Banker und erzählt davon. Der Banker wird ihm raten, Vorsorge zu betreiben, z.B. Ansparen von Vermögen für die Ausbildung des neu geborenen Kindes. Vielleicht erzählt er noch was über Finanzierung beim Hausbau, neues Auto, alles Mögliche.

Wer zu seinem Priester geht bekommt ebenfalls den Rat Vorsorge zu betreiben. Hier wird dann zur Taufe geraten, erzählt dass man Vorbild sein muss, über Kindergärten und Schulen wird informiert, wieder alles Mögliche.

In schwierigen Lebenssituationen, z.B. bei Arbeitslosigkeit, geht man wieder zu beiden. Der Banker soll den Dispo nicht wegnehmen, damit die Familie nicht sofort in totale wirtschaftliche Bedrängnis gerät, der Priester seelischen Beistand leisten, denn Arbeitslosigkeit bringt oft psychische Belastungen mit sich. Beide haben Antworten auf die drängenden Fragen der Menschen.

Der Rückzug der Kirche aus der Gesellschaft sorgt aber dafür, dass die Menschen heute eher zum Banker gehen als zum Priester, meist kann der Banker auch wirkungsvoller und praktischer helfen. Die Banker übernehmen die Seelsorge, aber so wie die katholischen Priester auf ihre Bischöfe hören müssen, hören die Banker auf ihre Vorgesetzten.

Man setzt die Banker unter Druck, wenn die Verkaufszahlen für die neuesten Finanzprodukte und Versicherungen nicht stimmen, und das ist ein Problem, das seit vielen Jahrhunderten bekannt ist.

In der katholischen Kirche hieß die Versicherung für die Seele „Ablass“ und sollte den Sünder vor den ewigen Höllenqualen bewahren. Dieser „Ablasshandel“ löste die Kirchenspaltung, Reformation und Kriege aus. In der Geld-Religion übernehmen Zinsen und Spekulationsverluste diese Funktion.

Das allergrößte Problem ist aber, dass die neuen Seelsorger sich dessen nicht bewusst sind. Ob das der klassische Banker in der Volksbank ist oder der Versicherungskaufmann, ihnen ist die eigentliche Bedeutung ihrer Tätigkeit überhaupt nicht klar. Die alten Priester haben es noch gewusst, eben darum den Beruf ergriffen. Die neuen wissen, dass sie im gepflegten Umfeld arbeiten möchten, gern mit Zahlen zu tun haben und den Umgang mit dem Kunden lieben, Freude an Beratung haben, die Ausübung der Macht lieben (wer bekommt Kredit, wer nicht?), was sehr schön mit „Verantwortung übernehmen“ umschrieben wird.

In eigener Sache: genau dieses Thema der letzten drei Artikel werde ich am Dienstag mit Klaus Jäger auf meinem eigens dafür erstellten Youtube-Kanal diskutieren.

Wann: Dienstag, 31.10.2017, 20.00 Uhr
Wo: https://www.youtube.com/watch?v=aWDdKgB-rl0

Über osthollandia

Ich bin die Tochter von Engelbert.
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2 Antworten zu Banker und Versicherungsvertreter als Priester der Geld-Religion

  1. Carlo schreibt:

    Man kann auch von einer anderen Seite auf das Thema Geld schauen. Dann wird die Absurdität des bestehenden inhumanen gesellschaftlichen Systems und seine fehlenden wissenschaftlichen Grundlagen deutlich.

    Die bestehende gesellschaftliche Ordnung ist weder logisch noch wissenschaftlich begründbar. Menschen müssen sich ökonomischen und rechtlichen Normen unterwerfen, die dazu führen, dass wenige auf Kosten vieler vermögender werden.

    Beispielsweise ist das »moderne« Arbeitsrecht so eine ökonomische, rechtliche Norm. »Verkauft« wird sie den Menschen als Menschenrecht. Das Recht auf Arbeit. Dieses wird sogar als Errungenschaft betitelt. Letztlich wird damit ein Recht auf Willkür manifestiert.
    Schaut man auf den historischen Hintergrund, wird man feststellen, dass das Arbeitsrecht dem römischen (Sklavenhalter)Recht entspringt und in der Tradition des Locatio conductio operarum steht. Dieses hatte sein Modell im Locatio conductio rei. Es stammt aus einer Zeit in der es üblich war, mit Menschenleben Handel zu treiben. Der Wert eines Menschen hing davon ab, für welche Verwendung er bestimmt war, welchen Nutzen/Gewinn sich der potentielle Eigentümer ausrechnete. Menschenleben als Wirtschaftsgut. Trotz aller Reden von Aufklärung, Freiheit und Humanismus wurde diese Ansicht bis in die Gegenwart getragen. Man findet sie bei Hobbes ebenso wie bei Marx, der sie von diesem übernahm.

    Was ist ein Menschenleben wert und was eine Stunde davon? Was ist Gesundheit wert? Was ist Talent wert? Was ist Wissen wert?
    Ökonomie und Recht sind nicht in der Lage, diese Fragen auf der Grundlage von Wissenschaft zu beantworten. Sie sind normative Regelwerke, die zu dem auf einer mechanistischen Weltanschauung beruhen, welche die Welt in abzählbare Teilchen zerlegt. So funktionieren weder Leben noch Natur.
    Wenn ich nicht bestimmen kann, was ein ganzes Menschenleben wert ist, weil dieses nicht verhandelbar ist, kann ich nicht bestimmen, was eine Stunde wert ist. Lohn pro Stunde Lebenszeit ist unlogisch und hat keine wissenschaftliche Grundlage. Die Bewertung und Preisfestlegung ist Willkür(lich).
    Neben der Zeit ist die Gesundheit eine weitere Dimension des Lebens. Auch sie fließt in den Arbeitsprozess ein. Ihr Wert ist nicht bestimmbar. Was soll ein Burnout kosten (wert sein) oder eine zerstörte Lunge oder ein kaputter Rücken? Kann ein »Lohn« dies berücksichtigen? Wie viel sollte man dafür verlangen?
    Weitere Lebensdimensionen wären Talente, Wissen, Energie, Fertigkeiten. Von keiner lässt sich, auf wissenschaftlicher Grundlage, ein Wert ermitteln. Man muss als Mensch sein Leben von anderen bewerten lassen. Man lebt nicht selbstbestimmt und ist damit seiner Freiheit beraubt. Das hat mit Menschenwürde und Humanismus nichts zu tun. Ist aber die Grundlage der Tauschwirtschaftsreligion mit Angebot und Nachfrage, und Möglichkeiten der Verknappung. Das ist diese merkwürdige ökonomische Regel, bei der Bedarfsdeckung nicht vorkommt, weil es dann keinen Profit gibt.

    Der weiterer Aspekt ist das Geld als Wertmaßstab. Es gibt keine verbindliche Definition für Geld. Es gibt Erklärungen. (So ist es übrigens mit vielen Begriffen: Staat, Verbraucher, Arbeit, Demokratie, Gleichheit, Armut, Reichtum, bürgerlich, Rechtsstaat, Sozialstaat, Volk, Nation, sozial, links, rechts, Mitte, Wohlstand, Gerechtigkeit, Freiheit, Markt, Recht, Mensch… Leben). Es gibt nicht nur keine Definition für den Begriff, auch der Wert des Geldes, was ein Wertmaßstab sein soll, ist nicht festgelegt. Der Wert eines Euros, Dollars, Yen, Rubels … selbst eines Goldstückes sind nicht definiert. Was nützt ein Wertmaßstab dessen kleinste Einheit unbestimmt ist? Auf welcher Grundlage soll da gemessen werden? Wissenschaftlich? Wenn es keine wissenschaftlichen Grundlagen gibt, können es nur willkürliche, normative sein.
    Das bedeutet, dass die Messung menschlicher Leistung mit Geld immer ein Willkürakt sein muss. (Ist es Geld, welches sich im Umlauf befindet und durch Manipulation vermehrt oder verknappt werden kann, hat man die Situation, in der man sich jetzt befindet. Ist es Geld mit informativen Charakter, welches nicht in Umlauf geht [damit spielt die Geldmenge keine Rolle], ließe sich die Gesellschaft völlig anders organisieren.) Dabei dreht es sich nicht nur um menschliche Leistung. Es geht auch um Land und natürliche Ressourcen. Deren Wertbestimmung mangelt es ebenfalls an Wissenschaftlichkeit. »Angebot und Nachfrage« sind keine Wissenschaft. Sie widerspiegeln eine von Menschen erdachte Auf- und Einteilung des Planeten, seiner Bewohner und Ressourcen. Sie negieren die Gleichwertigkeit, nicht Gleichheit, aller Menschen.

    Das heutige Geld, ist ein Werkzeug, zur Erhaltung der seit Jahrtausenden bestehenden Willkürherrschaft. Es ist nicht die Ursache der Probleme. Um diese zu entdecken, muss man einen rigorosen Perspektivwechsel vollziehen. Um sie zu beseitigen, wäre ein mittelfristiger (wenn alles friedlich verlaufen soll) Transformationsprozess nötig. Dabei kann man sich, je nach Fortschritt, verschiedener Geldformen bedienen. Diese sollten nicht auf Schulden basieren, nicht langfristig hortbar und verzinsbar sein (und am besten nicht in einen Umlauf gebracht werden – das zu erklären, wäre in diesem Rahmen zu umfangreich). Wer jetzt meint, dass dies ökonomisch nicht machbar ist, der hat recht. Menschen brauchen menschliche Lösungen und keine ökonomischen.Diese sind einfacher als sich viele vorstellen können, wenn man nur (Mensch und Humanist sein) wollte.

    »Die unheilvolle Neigung, über die Dinge nicht mehr nachzudenken, sobald sie nicht mehr zweifelhaft sind, hat die Hälfte aller menschlicher Irrtümer zu verantworten.«
    Blaise Pascal

    P.S.: Es tut mir leid, dass der Text so lang wurde.

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